Einblicke in die Werkstatt: Gespräch mit Fernando Mazza (Teil 2)

Workshop with Fernando Mazza

Bei Alba GB fühlen sich unsere Gespräche mit Fernando Mazza immer an, als würden wir einen alten Freund wiedersehen, der zufällig alles über Gitarren weiß. Nach unserem letzten tiefen Einblick in Traditionen und Konstruktionsentscheidungen machten wir dort weiter, wo wir aufgehört hatten, und tauchten dieses Mal in die unvorhersehbare Welt des Holzes und die hohe Kunst des Double-Top-Gitarrenbaus ein .

Alba GB :

Bei uns gibt es ein Sprichwort: „Man kann nicht aus jedem Baumstamm eine Geige machen.“ Und wir wissen beide, dass das bei Gitarren sehr zutrifft. Erzähl uns, Fernando, hast du schon mal eine Katastrophengeschichte mit Materialien erlebt, die zwar perfekt aussahen, aber als Instrument nicht funktionierten?

Lesen Sie auch: Einblicke in die Gitarrenbauer-Werkstatt: Gespräch mit Fernando Mazza (Teil 1)

Fernando Mazza:

Sagen wir es mal so: Selbst das feinste Holz der Welt klingt nicht gut, wenn die Verarbeitung nicht stimmt. Und manchmal, mit schlichterem Holz, aber guter Handwerkskunst, kann das Ergebnis dennoch überraschen.

Wenn man sowohl hochwertiges Holz als auch erstklassige Arbeit erhält, dann geschieht etwas Magisches. Natürlich habe ich es in meinen Anfangsjahren geschafft, wirklich schönes Tonholz zu ruinieren. Ehrlich gesagt, ich glaube, einige Bäume hegen immer noch einen Groll! Aber so lernt man – hahahaha!

Alba GB:

Das ist faszinierend. Bei Double-Top-Gitarren gibt es noch mehr Schichten und Entscheidungen zu treffen. Können Sie uns erklären, welche Materialien Sie verwenden und wie Sie eine Double-Top bauen?

Lesen Sie auch: Double Top vs. Traditional Top Konzertgitarren: Konstruktion und Klang

Fernando Mazza:

Sicher. Eine Double-Top-Gitarre ist im Grunde ein Sandwich: zwei äußere Tonholzschichten mit einer sehr dünnen Balsaholzschicht in der Mitte. Für die äußeren Hölzer wähle ich normalerweise entweder sehr leichte Fichte oder Zeder, je nach gewünschtem Klang. Der Schlüssel liegt darin, diese äußeren Schichten extrem dünn zu machen – viel dünner als bei einer traditionellen Single-Top-Gitarre –, sie aber dennoch reaktionsfähig zu halten.

Das Balsaholz verleiht der Struktur Stabilität und Festigkeit, ohne viel Masse hinzuzufügen. Dadurch ist die Decke unglaublich leicht und flexibel und hält gleichzeitig der Saitenspannung stand. Es ist ein sehr heikler Prozess, denn wenn die Felle zu dick sind, verliert die Decke an Sensibilität; wenn sie zu dünn sind, verlieren sie Halt und Kontrolle. Das richtige Gleichgewicht zu finden, ist entscheidend.

Fernando Mazza:

Genau. Bei Double-Tops geht es nicht nur um Lautstärke. Sie bieten vor allem dynamische Elastizität. Das bedeutet, dass die Gitarre auf sehr leises Spiel reagiert und trotzdem den Klang trägt, aber auch sehr starke Attacken verträgt, ohne dass der Ton einbricht oder bricht. Man kann ein viel breiteres Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten erkunden.

Da sich die Decke zudem leichter bewegen lässt, wird die Technik der rechten Hand noch wichtiger. Spieler, die Anschlag und Dynamik gut kontrollieren, können erstaunliche Ergebnisse erzielen. Spielt man jedoch ständig zu schwer, hat die Gitarre nicht den nötigen Raum zum Singen – sie kann sich verschlossen anfühlen.

Lesen Sie auch: Armauflage für klassische Gitarre: Komfort, Schutz und hervorragender Klang

Alba GB:

Würden Sie also sagen, dass man bei einer Double-Top eine etwas andere Spielweise an den Tag legen muss als bei einer herkömmlichen Gitarre?

Alba GB: Spieler hören oft, dass Double-Tops „lauter“ seien, aber es geht um viel mehr als nur die Lautstärke, nicht wahr?

Fernando Mazza:

Ja, absolut. Mit einer Double-Top sollte man der Gitarre mehr vertrauen. Man muss sie nicht überfordern, um einen guten Klang zu bekommen. Im Gegenteil, sie belohnt Spieler mit minimalem Kraftaufwand und feiner Kontrolle. Leichter Anschlag, gute Phrasierung und ein sensibler Saitengriff bringen das Beste aus einer Double-Top heraus. Es ist ein bisschen wie mit einem sehr schnellen, sensiblen Rennwagen – man lenkt ihn, anstatt ihn zu zwingen.

Sobald die Spieler ihre Technik angepasst haben, stellen die meisten fest, dass sie länger, müheloser und mit mehr Farbauswahl spielen können als auf einer herkömmlichen Gitarre mit dicker Decke.

Lesen Sie auch: Wie Kunststoff-Gitarrenperlen den Klang der klassischen Gitarre verbessern

Alba GB:

Sie haben vorhin erwähnt, wie wichtig es ist, bei Materialien auf Ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Hat diese Erfahrung Ihre Holzauswahl für Double-Tops im Vergleich zu traditionellen Konstruktionen verändert?

Fernando Mazza:

Es hat sich komplett geändert. Als ich vor langer Zeit traditionelle Gitarren baute, suchte ich nach Hölzern, die eine gute Kombination aus Festigkeit und Elastizität in einem Stück boten.

Für Double Tops bevorzuge ich Hölzer, die extrem leicht sind, aber dennoch eine gute Flexibilität aufweisen. Die äußeren Schichten müssen sich fast wie dünne Glasscheiben verhalten: leichtgängig, aber vibrationsfest, ohne zu brechen.

Auch bei der Gestaltung der Balsaholzstruktur zwischen den beiden Decken bin ich sehr sorgfältig, da kleine Abweichungen die Atmung der Decke stark verändern. Bei Doppeldecken haben minimale Änderungen in der Materialauswahl einen großen Einfluss auf den endgültigen Klang.

Lesen Sie auch: Die Entwicklung klassischer Gitarrenstützen: Stabilität, Innovation

Alba GB:

Manche Spieler fragen sich, ob Double-Tops die traditionelle „Seele“ der klassischen Gitarre verlieren. Was würden Sie ihnen sagen?

Fernando Mazza:

Das ist eine sehr gute Frage. Ich denke, es hängt von der Bauweise der Double-Top ab. Wenn der Gitarrenbauer die traditionellen Klangziele – einen warmen Klang, reiche Obertöne und ein starkes Sustain – respektiert, kann eine Double-Top absolut wie eine echte Konzertgitarre klingen, nur mit mehr Freiheit. Wenn der Gitarrenbauer nur auf Lautstärke und Geschwindigkeit setzt, ohne an die Klangqualität zu denken, kann die Gitarre ihren Charakter verlieren.

Für mich kommt es immer auf die Balance an. Ein gutes Double-Top bewahrt die Schönheit und Komplexität des traditionellen Klangs, bietet aber mehr Kontrolle und Kraft für moderne Konzertanforderungen.

Weiterlesen

Inside the Luthiers Workshop: Talking with Fernando Mazza (Part 1)
Inside the Workshop: Talking with Fernando Mazza

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website ist durch hCaptcha geschützt und es gelten die allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzbestimmungen von hCaptcha.